Zweiter H.E.S.S. shift report

Eine Woche ist nun vorbei. Wir haben uns hier gut eingelebt - Das Wetter ist recht gut, wenn auch etwas schwül, die Arbeit macht Spass und der Mikrowellenlink für das Internet läuft zur Zeit mehr oder weniger stabil.
Die Residenz wurde vom Max-Planck-Institut nach europäischen Standards gebaut und lässt kaum Wünsche offen. Jeder von uns hat ein Zimmer für sich selbst, wir haben eine gemeinsame recht große Küche und einen angenehmen Aufenthaltsraum mit Tischtennis-Tisch. Sehr cool!

Tischtennis Zeitvertreib für die tapferen Shifter!

Arbeiten auf der H.E.S.S. Site

HESS CT2 Teleskop Blick auf eines der kleineren Teleskope

Wir haben zur Zeit noch viele Einweisungen und Einschulungen mit Albert, dem Techniker der permanent auf der Site beschäftigt ist. Die Shift Crews wechseln jeden Monat und Albert schult sie der Reihe nach ein - So macht er das auch mit uns.
Im Idealfall hat die Shift Crew während einer Beobachtungsnacht nur die Ziele zu definieren, die von den einzelnen Instrumente und Computersysteme dann vollautomatisch abgearbeitet werden. Theoretisch. Da das Ganze in der Praxis aber nicht ganz sauber verläuft, müssen wir lernen, wie man auf Störungen und Probleme reagiert. Wie z.B. ein Stromausfall.
Auf der Site sind zwei 60 kVA Diesel-Stromaggregate, die automatisch anspringen, wenn der Strom ausfällt (auch hier: theoretisch zumindest). Und auch die Teleskope müssen im Notfall per Hand eingeparkt werden, damit sie weder nass noch durch die Sonne beschädigt werden können.
Ich glaube die Schichten werden noch einige Überraschungen bereit halten und aufregend werden. Aber dafür sind wir ja hier :-)

Kreuz des Südens Blick auf die Milchstrasse. Hinter dem Baum ist das Kreuz des Südens

Die Beobachtungsnächte werden auch immer länger. Wir sind jetzt bei etwa 3h “Dark Time”, also das Zeitfenster in der absolute Dunkelheit herrscht. Der Teleskoptyp mit dem wir hier arbeiten (Imaging Air Cherenkov Telescope) sind so sensitiv, dass sie nur in absoluter Dunkelheit betrieben werden können. Selbst indirektes Licht vom aufgehenden Mond ist ausreichend, um die Teleskope im besten Fall zu stören und in schlimmsten Fall zu beschädigen. Ist eben hochsensibles und teures Equipment, mit der hier Spitzenforschung betrieben wird. Ich werde in der nächsten Zeit kurz illustrieren, was wir hier eigentlich machen und wie das Ganze funktioniert. Zur Zeit ist hier alles noch neu und aufregend.

Leider ist auch die Wetterlage zur Zeit eher suboptimal. Wir sind in der Regenzeit, und wenn der Himmel nicht klar ist, können wir auch nicht beobachten. Zur Zeit haben wir eine Quote von etwa 30%, sprich wir können etwa 1/3 der Zeit effektiv nutzen. Da wir uns zur Zeit aber auch mehr mit der Kalibration beschäftigten, die auch unter bewölktem Himmel möglich sind, ist der Verlust bis jetzt nicht allzu groß. Denn, wie jedes Instrument müssen auch diese Teleskope zunächst eingestellt werden - Details dazu wenn ich dann schreibe, wie die Teleskope funktionieren.

Gestern Nacht, also in der Nacht von Montag auf Dienstag, war der Himmel so dermaßen bewölkt, dass eine Beobachtung nicht möglich war. Vorgestern hatten wir noch Glück, gestern haben die Wolken den Himmel dicht gemacht. In diesem Falle können wir nichts tun. Da es draußen auch blitzt, sind nicht einmal Kalibrationsruns möglich.

Wir haben ein Radiometer, mit dem der Himmel periodisch abgescannt wird. Das Radiometer bestimmt die optische Opazität und kann daraus eine “Temperatur” ermitteln. Im Grunde funktioniert das ganze so ähnlich wie eine Wärmebildkamera, nur dass nicht Wärme, sondern Wolken angezeigt werden. Dieses Gerät ermöglicht es, einen Überblick über die Wolkenlage auch in Dunkelheit zu kriegen. Ersetzen kann das Radiometer die guten alten menschlichen Augen aber nicht - Ein aufmerksames Auge kann die Wetterlage wesentlich besser abschätzen und auch Vorhersagen machen.

Namibia ist schön

Abgesehen von der eigentlichen Arbeit bietet Namibia jede Menge Spielraum für Entdeckungen. Ich genieße die Zeit hier, denn abgesehen davon, dass eine lästige Grippe von letzter Woche komplett verflogen ist, bietet die Gegend hier jede Menge Flora und Fauna, die es zu erkunden gibt. Bewaffnet mit einer vernünftigen Kamera, Wasserblase und Feldspaten kann ich so Untertags einige Ausflüge in die Savanne machen.

In der Nacht von Samstag auf Sonntag haben wir zwei Eierschlangen auf der Site entdeckt, die gerade dabei waren, eine Vogelkolonie zu plündern. Ein beherzter Albert und einige Schläge auf den Kopf haben dem Unternehmen “Eierdiebstahl” und auch dem Leben der Schlangen jedoch ein jähes Ende bereitet. Schlangen werden hier rigoros eliminiert. Laut Albert kehren Schlangen immer wieder dahin zurück, wo sie schon einmal waren. Und da sie nicht nur Plagegeister sondern auch eine echte Bedrohung darstellen, müssen sie auch entsprechend behandelt werden.

Insekt Farbenfrohe Insektenwelt

Die Natur ist nicht gut oder böse, sondern eben wie sie ist.

Eierschlange Eierschlange am Boden. Zwei Eierschlangen haben versucht, eine nahe Vogelkolonie zu plündern

Amateurfunk

Wouxen Funkgerät

Namibia ist leider kein CEPT-Land und damit ich mit dem mitgebrachten Handfunkgerät auch aktiv Senden darf, muss ich zunächst eine Gastlizenz vom CRAN (Communications Regulatory Authority of Namibia) erhalten. Ich hab’s leider nicht mehr geschafft, die Anfrage in Europa auszufüllen und abzuschicken und warte deshalb noch auf das OK von den lokalen Behörden. Ich hoffe dass ich diese noch erhalte, bevor die Schicht fertig ist.

Mit dem Gamsberghätte ich auch schon einen passenden 2m Umsetzter (145.750 MHz Shift +600kHz bei PL-Tone 88.5 Hz) in der Nähe der H.E.S.S. Site gefunden, auf dem ich schon einige Funkgespräche mithören konnte. Aufzeichnen und mithören vom Amateurfunk ist jedem gestattet, nicht nur in Namibia.

Ich hoffe, dass ich baldmöglichst die Gastlizenz erhalte und so bis zum Ende der Shift noch einen QSO’s mit den lokalen Funkamateuren machen kann

vy 73 de V51-OE7PHX

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