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Ich bin wieder zuhause.

Ein Monat ist vorbei und unsere Schicht geht damit zu Ende. Im Gegensatz zur Nachtwache endet unsere Schicht nämlich mit dem nächsten Vollmond und nicht im Kampf gegen White Walker.

Ich kehre zurück mit einem Sack voller Erlebnisse und einer Lebenserfahrung, die ich nicht missen wollen würde. Ich habe ein Monat in der Savanne, mitten im Nirgendwo eine Regenzeit durchlebt, in der es nur einmal leicht geregnet hat. Ich habe Sand gesehen, viel Sand, Affen gejagt, ’ne verdammte Cobra erledigt, eine Puffotter gesehen, Teleskope ausgeparkt und wieder eingeparkt, Beobachtungen durchgeführt, Sachen repariert, meinen kompletten Schlaf- Wachrythmus umgestellt und vieles mehr.

Erdmännchen Hey du kleiner Racker! Erdmännchen bei seinem Bau

Eines der Highlight des Schicht war Albert’s weltberühmtes BBQ. Der Grillmeister hat es soweit geschafft, dass er einer der Gesprächspunkte beim Paris-Meeting von H.E.S.S. war. Zurecht! Wer so Grillen kann, braucht sich nicht zu verstecken. Ehre wem Ehre Gebührt – und die Ehre als Grillmeister der Savanne gebührt dir!

Die Beobachtungen liefen ganz gut, soweit überhaupt möglich. Viele Nächte konnten wir gar nicht oder nur eingeschränkt Beobachtungen durchführen, da der Wettergott in dieser Zeit die Savanne mit zahlreichen Wolken segnet.

Ein weiteres Highlight war für mich der Blick auf einen klaren, wunderschönen und etwas anderen Sternenhimmel. Auf der Site gab es praktisch keine Lichtverschmutzung – Ich habe noch nie einen volleren Sternenhimmel gesehen oder eine so klare Milchstraße. Die Vielfalt an Sterne und die Klarheit des Nachthimmels haben mehr als nur einmal ein klares „Wow“ über meine Lippen gebracht. Ich kann mir gut vorstellen, dass unsere Vorfahren dieselbe Ehrfurcht verspürt haben, wie meine gierigen Augen, die jeden Zentimeter des Himmels sorgsam untersucht haben. Ernsthaft Leute, nehmt euch hin und wieder mal eine Nacht Zeit, packt euch einen Schlafsack und geht auf irgendeinen Berg oder einen Fleck weg von den Städten. Dann hebt den Kopf und lasst euch von einer Schönheit packen, das nur das Licht von zig-Milliarden Sternen erzeugen kann, deren Licht unvorstellbare Entfernungen gereist ist, um in diesem Augenblick von euren Augen verschlungen zu werden – Der ganze Kosmos breitet sich vor euren Augen aus. Herrlich!

Das ist einer der Eindrücke, die ich dankbar nach Hause bringen darf. Der Blick auf den Sternenhimmel von der Südhalbkugel aus ist spannend – Ich konnte zum Ersten mal das Kreuz des Südens sehen, eine sehr markante Konstellation am Nachthimmel, die den Seefahrern einen Anhaltspunkt gibt, wo Süden ist.

Orion steht übrigens auf dem Kopf, zumindest so wie wir Nord das gewohnt sind.

Und nun ist meine Schicht an unserem schönen Teleskop zu Ende. Ich freue mich schon darauf, wieder bekannte Gesichter zu sehen und meine Freunde mit den Heldengeschichten “Felix, der Erklimmer des Affenhügels” und “Felix mit Spaten, der Schrecken der Cobra” zu nerven. Jep Leute, da müsst ihr jetzt leider durch :-p

War eine spannende Zeit und ein Stück Lebenserfahrung, auf die ich sicherlich für den Rest meines Lebens mit einem Lächeln zurückblicken kann. Und vielleicht nochmal die Chance kriege, ein Monat hier zu verbringen - ansonsten halt an einem anderen spannenden Ort.

Ich bin dankbar, dass meine Doktorarbeit mir auch solche Gelegenheiten bietet, denn immer nur im finsteren Stübchen zu hocken ohne einen Bezug zur Praxis macht keinen Spaß und lässt einen solche Gelegenheiten verpassen, die einen Menschen erst prägen. Praxiserfahrung ist halt etwas, was man nur erlangen kann, wenn man hin und wieder seinen Allerwertesten in die Welt da draußen bringt. Und wer weiß … Vielleicht passiert es ja auch, dass man Spaß daran findet :-)

Diesen Beitrag habe in an meinem letzten Abend hier in Namibia geschrieben – Ich öffne ein Windhoek Draught und trinke auf den Moment und die Erlebnisse des letzten Monats.

Life is good :-)

Panorama von Namibia’s Wüste

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Zuletzt aktualisiert am Feb. 26, 2016 12:55 UTC
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