Angekommen. Wir haben den 26. Jänner und ich schwitze. Ich sitze in einem akklimatisierten Raum in der Residenz für die H.E.S.S. shift crew. Draußen scheint die Sonne, und es hat angenehme 30 Grad. Wir befinden uns in den Khomas Highlands in Namibia.
Tag 1: Ankunft in Windhoek
Wir sind am Montag Nachmittag in Windhoek gelandet und haben uns für eine Nacht in der Pension Hotel Steiner niedergelassen. Nach etwa 14h Reise mit einem Interkontinentalflug in der Holzklasse sind wir erstmal erschöpft - Daher verbringen wir die erste Nacht in Windhoek, um am nächsten Tag ausgeschlafen zur Schicht zu fahren. Da wir immer Nachts arbeiten werden macht es wenig Sinn, schon in der ersten Nacht komplett übermüdet dort anzufangen und Dinge kaputt zu machen (das mach im Allgemeinen wenig Sinn).
Zur Zeit fühlt sich das Ganze noch wie Erholung und Entspannung an - Wir sitzen am Pool und versuchen nicht zu dehydrieren, während um uns herum Papageie von Baum zu Baum fliegen.
Die Temperatur ist warm aber angenehm - Die Ankunft hat schon mal ohne Probleme hingehauen.
Tag 2: Reise zur Site
Der Tag an dem wir mit unseren Geländewagen der Marke Isuzu über Kiesstraßen zum eigentlichen Teleskop brettern.
Das Ding ist der Hammer auf Kies - Hoher Bodenabstand, Allrad und wirkt wie ein großer Jeep. Blöd nur, dass in Namibia alle auf der falschen Seite fahren 🙂 Hier herrscht Linksverkehr, ein Überbleibsel auf der Kolonialherrschaftszeit der Briten.
Bevor wir von Windhoek aus Richtung Südwesten, in die Khomas Highlands aufbrechen, heißt es noch Nahrungsmittel und Verbrauchsartikel für etwa 1 Woche einkaufen. Die Shift Crew muss sich auf der Site selbst versorgen, und da der nächste Supermarkt etwa 2h mit dem Geländewagen entfernt liegt, ist es besser, nichts zu vergessen. Zwar können wir jederzeit wieder nach Windhoek fahren, aber bei Linksverkehr auf Kiesstrassen in der Hitze der Wüste schnell mal Milch holen fahren macht wenig Spass.
Wir sind alle wohl auf, und haben in der Residenz für die Shift Crew erstmal Stellung bezogen. Gleich geht’s damit los, die Instrumente und das Teleskop kennen zu lernen. Ich freu mich schon auf die ersten Runs, die Teleskope ein- und wieder auszuparken und auf Alberts berühmtes BBQ, das uns auch noch im Laufe der nächsten Woche erwartet.
Es geht uns allen gut, Stimmung ist gut.
First runs
Sicherheitseinweisung und Einschulung am Nachmittag auf der eigentlichen Site. Die Instrumente sind RIESIG. Ich meine, die verdammte Kamera selbst ist etwas mehr als 2m hoch. Und das ist nur die Kamera! Die Kamera vom Zentralteleskop CT5 ist die größte von allen und hat 1200 Pixel. Ist im Verlgeich zu den 20+ Megapixel einer herkömmlichen Kamera nicht viel, aber die Pixel haben’s in sich. Wir detektieren hier einzelne Photonen, sprich die Empfindlichkeit ist auch um einige Größenordnungen besser als bei einer normalen Kamera.
Das ist die Kamera von einem der Teleskope. 1,2 Kilopixel, mit der Sensitivität, dass eine Kerze am Boden das Ding hoffnungslos Überbelichten würde
Hehe, wer glaubt die Kamera sei groß, der darf sich auf das nächste Bild freuen. Ich stehe hier irgendwo am Sockel. Ganz klein ganz unten. Das sind die Dimensionen, mit denen wir die aktuelle Gamma-Astronomie betreiben. Ich finde das Ganze unglaublich faszinierend, denn H.E.S.S. hat die Größe eines Experiments, das selbst für ganze Staaten zu groß ist und nur durch internationale Zusammenarbeit und durch die Finanzierung mehrerer Staaten ermöglicht wird. Astrophysik bringt die Menschen näher zusammen.
Zentralteleskop CT5. Felix (am Sockel) for scale, because banana too small
Neben dem Zentralteleskop CT5 gibt es noch die etwas kleineren Teleskope CT1-CT4- Insgesamt stehen also fünf Teleskope bereit, um Spektren im Hochenergiebereich aufzunehmen.
Tag 3: Die erste Hälfte
Gestern Nacht hatten wir die ersten Runs.
Die Schichten werden so eingeteilt, dass die ersten Nächste am wenigsten Beobachtungszeit zur Verfügung steht, da der Mond sehr früh aufgeht.
Mit H.E.S.S. kann nur in absoluter Dunkelheit beobachtet werden. Sobald der Mond aufgeht müssen wir das Teleskop wieder einparken und das war’s für die Nacht. Da die Shift Crew die ersten Nächste sich erst mit den Instrument vertraut machen muss, ist es daher strategisch klug, die wirklich langen, dunklen Nächte erst am Ende der Schicht zu haben, wenn sich schon sowas wie Routine eingestellt hat. Momentan ist alles daher noch sehr entspannt.
Ich habe den heutigen Vormittag dazu benutzt, das Umland zu erkunden und ein paar Fotos zu machen. Dafür dass wir hier eigentlich inmitten einer Einöde sind, ist zur Zeit erstaunlich viel Grün. Gelobt sei die Regenzeit!
Ich werde die nächsten Tage wahrscheinlich nicht zum Schreiben kommen, nächstes Update daher wahrscheinlich nächste Woche, wenn es dann (wahrscheinlich?) regnet.